Wissenswertes über die Einspielzeit bei Lautsprechern
"Die Einspielzeit bei Lautsprecher-Chasis (Tieftöner, Mitteltöner, Hochtöner, etc.),
die nach dem elektrodynamischen Prinzip arbeiten"
(Das Thema ist stark vereinfacht dargestellt)
Zum Verständnis: Lautsprecherboxen werden auch kurz "Lautsprecher" genannt.
Die meisten Lautsprecher-Chasis (Tieftöner, Mitteltöner, Hochtöner, etc.), die in einen Lautsprecher eingebaut werden,
arbeiten nach dem
elektrodynamischen Prinzip.
Ein nach dem elektrodynamischen Prinzip arbeitendes Lautsprecher-Chasis besteht aus einem "Korb" und einem Magneten
mit seinen beiden "Polplatten".
Es besitzt auch einen Verbund aus Membran und Schwingspule, der von der "Membransicke" - der äußeren Einspannung der Membran - und der "Zentrierspinne" (innere Einspannung der Membran) im Ringspalt des Magneten
berührungsfrei geführt wird.
Die Membransicke und die Zentrierspinne übernehmen die Rückstellkräfte des Verbundes Membran/Schwingspule in die Nulllage
und bilden so ein physikalisches Schwingungs-System mit seiner spezifischen Resonanzfrequenz. Der Schwingspulenträger
mit seinem aufgewickelten Draht ist der Membran-"Antrieb", die Membran selbst strahlt den gewünschten Schall ab.
Bei Kalotten-Hochtönern ist die Zentrierspinne nicht nötig und daher nicht vorhanden, da die Schwingspule sehr kurz ist.
Alle nach dem elektrodyamischen Prinzip arbeitenden Lautsprecher-Chasis (Tieftöner, Mitteltöner, Hochtöner, etc.) eines
"fabrikfrischen" Lautsprechers verändern während ihrer "Einspielzeit" kontinuierlich ihre elektro-mechanischen Parameter (Thiele-Small-Parameter genannt), hauptsächlich bedingt durch das "Flexibler-werden" der Membransicke und der Zentrierspinne.
Dies äußert sich z.B. bei Konus-Mitteltönern und Tieftönern durch ein Absinken der Resonanzfrequenz (dies ist
der wichtigste
Wert aus den vielen TS-Parametern), bzw. durch ein Ansteigen des Äquivalentvolumens (dies ist auch
ein Wert aus den
vielen TS-Parametern) um ca. 10 bis 15 Prozent während der Einspielzeit und ist messtechnisch einfach nachweisbar.
Auch die Güte (dies ist
ein weiterer Wert aus den vielen TS-Parametern) des Schwingungs-Systems
(Membran+Schwingspule / Sicke / Spinne) sinkt während der Einspielzeit. Dadurch verbessert sich allmählich das Ausschwing-Verhalten des Lautsprecher-Chasis.
Das "Einspielen" eines Lautsprechers geschieht schon
ohne weiteres Zutun
durch die Membranbewegungen der einzelnen Chasis während des normalen Musikhörens. Ein "Einspielen" des Lautsprechers,
bevor
Sie musikhören können, ist nicht notwendig.
UND: Ein spezielles Einspiel-Signal ist dazu (aus technischer Sicht) auch NICHT notwendig.
Ein Lautsprecher ist erst
dann vollständig eingespielt, wenn sich die Thiele-Small-Parameter
aller einzelnen Chasis im weiteren
Betrieb praktisch
nicht mehr verändern.
Ein Lautsprecher gilt nach folgenden Zeiten als weitestgehend (aber als noch nicht vollständig) eingespielt:
ca. 150 Stunden mit normalem Musikprogramm bei kleiner Lautstärke (kleine Membranauslenkungen), bzw.
ca. 50 Stunden mit normalem Musikprogramm bei gehobener Lautstärke (mittlere Membranauslenkungen), bzw.
ca. 10 Stunden mit normalem Musikprogramm bei sehr gehobener Lautstärke (große Membranauslenkungen).
Je größer die Membranauslenkungen, desto schneller sind die Lautsprecher-Chasis eingespielt.
(Jedoch Achtung: die Lautsprecher-Chasis sollen eingespielt und NICHT "gegrillt" oder mechanisch beschädigt werden)
Werden Lautprecher nach der Einspielzeit mehrere Monate nicht "betrieben", so benötigen sie wieder ca. 3 bis 4 Stunden, bis sie
ihr voriges Klangpotential erreicht haben.
Erst ca. 15 Jahre nach der Einspielzeit beginnen die Chasis
alterungsbedingt dann wieder durch diverse Materialermüdungen
und Material- und Steifigkeits-Änderungen, ihre elekto-mechanischen Parameter zu verändern.
Auch Ferrofluid-bedämpfte Hochtöner sind von diesen Effekten betroffen.